Kein anderes Thema ist aktuell so präsent in den Medien wie das Thema Inflation. Daher möchte ich mich heute damit beschäftigen und Dir ein paar Einblicke geben.
Die folgende Grafik gibt Dir zunächst einen Überblick über die verschiedenen Arten der Inflation (Quelle:thinkabout). Es ist nämlich sehr wichtig, zu wissen über welche Art von Inflation man spricht, um die Auswirkungen einschätzen zu können. Der Artikel von THINKABOUT ist aus meiner Sicht sehr zu empfehlen und auf Google zu finden.
Wie Du siehst ist in dem Schaubild die Vermögensinflation nicht genannt, da sie sich auf bestimmte Assetklassen bezieht, aber dazu später mehr.

Was bedeutet jetzt eigentlich Inflation?
Ursprünglich kommt das Wort aus dem Lateinischen „inflare“ und bedeutet „hineinblasen“, „aufblähen“. Etwas wird also größer, in unserem Sinne teurer.
Unter Inflation versteht man einen anhaltenden Anstieg des Preisniveaus, wenn Preise von verschiedenen Produkten in verschiedenen Güterkategorien über mehrere Perioden ansteigen. Man nennt die Inflation auch Geldentwertung, da Du mit einem bestimmten Betrag in der Zukunft weniger des Produktes oder der Dienstleistung kaufen kannst durch den Preisanstieg.
Wie wird nun die Inflation gemessen?
Du hast sicherlich schon von der Inflationsrate gehört, mit der man ausdrückt, um wieviel teurer etwas wird. Hierzu bedient man sich eines sogenannten Preisindex. Der Verbraucherpreisindex setzt sich zusammen aus den Gütern des täglichen Lebens.
Hier habe ich Dir vom Statistischen Bundesamt die aktuelle Grafik zur Verfügung gestellt.

Die Grafik zeigt schön, wie sich hier Corona auch ausgewirkt hat.
Im April 2021 betrug die Inflationsrate demnach 2%. Ab Juli 2020 hatte man ja die Senkung des Mehrwertsteuersatzes bis zum Ende des Jahres 2020 verabschiedet. Zuletzt war die Inflationsrate im Mai 2019 genauso hoch. Zum Vormonat März 2021 stiegen die Verbraucherpreise um 0,7%. Die auffälligste Veränderung war Flüssiggas mit plus 38,9% zum Vormonat, Spiel- und Hobbywaren wurden um 8,5% günstiger. Hier lohnt es sich auf der Seite des Statistischen Bundesamtes die einzelnen Statistiken anzusehen.
Wie sind die 2% Inflationsrate aktuell einzuschätzen?
Eine Inflationsrate von 2% ist in keiner Weise beunruhigend, sie ist sogar von der Volkswirtschaft –aus welchen Gründen auch immer – seit jeher angestrebt. Man sagt, 2% Inflationsrate geht einher mit Vollbeschäftigung.
Betrachtet man die Inflationsrate jedoch differenzierter, dann muss man die Kernrate betrachten, die die Entwicklung der Energiepreise und Lebensmittel ausgliedert. Die Inflationsrate für Energie beträgt nämlich im April 7,9% und die der Nahrungsmittel 1,9%.
In den Jahren 1973 und 1974 wurde eine Inflationsrate von 7% gemessen, was auf die damalige Ölkrise zurückzuführen war. Also kein Grund zur Panik im Jahre 2021!
Vergleicht man die Inflationsrate in Deutschland nun mit der in den USA, dann ergibt sich dort ein „dramatischeres Bild“. Dort ist die Inflationsrate aktuell so hoch wie zuletzt 2008 und liegt bei 4% (siehe unten stehende Grafik).
Dies ist aber damit zu erklären, dass die USA über 25% Ihres Bruttoinlandsproduktes als Fiskalpaket 2020 in den Geldkreislauf gegeben hat, Deutschland hingegen nur 11%. Die Geldgeschenke führten zur Erhöhung der Einzelhandelsumsätze.

Desweiteren ist die Sparquote in allen Ländern aufgrund der Coronakrise gestiegen – fast um 100%. In Deutschland liegt sie aktuell bei 16,3%.
Wie kam es jetzt zu einem Anstieg der Inflation?
Da viele Dienstleistungen aufgrund des Lockdowns nicht mehr nachgefragt werden konnten, konnte viel mehr gespart werden.
Diese Sparquoten werden jetzt langsam wieder aufgelöst und führen zu einer höheren Nachfrage. Gleichzeitig ist aber das Angebot aufgrund der Unterbrechung von Lieferketten durch Corona rückläufig gewesen. Das führt zu Engpässen und dazu, dass die Preise für diese Produkte langsam steigen und somit die Inflationsrate sich erhöht.
Diese Steigerung scheint aber zyklisch und zeitlich begrenzt zu sein, da man nicht jeden Monat einen neuen Fernseher kauft oder das Haus jedes Jahr renoviert und mit neuen Möbeln ausstattet etc..
Auch sollten es die aktuellen Aktienmärkte bereits eingepriced haben.
Dennoch was könnte die Inflation langfristig in die Höhe treiben?
Da ist zunächst die Demographie zu nennen. Die Babyboomer verabschieden sich so langsam in den Ruhestand und stehen somit nicht mehr dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Qualifizierte Arbeitskräfte fehlen und dies wirkt dann lohn- und damit inflationstreibend.
Die Technologie bewirkt, dass einfache Jobs wegfallen, da sie durch Maschinen ersetzt werden können, aber komplexere Jobs die Verteuerung weiter befeuert.
Man geht davon aus, dass die Globalisierung, die eher preishemmend war durch billigere Konkurrenzprodukte, an Dynamik verliert und somit die Inflation eher anzieht.
Jetzt stellt sich die Frage, ob sich die Inflation auf einem höheren als in den letzten 10 Jahren einpendeln wird, oder ob die Inflation nach oben ausbricht und deutlich ansteigt?Hier gehen die Meinungen aktuell auseinander.
Was bedeutet das nun für meine Altersvorsorge, wenn die Inflation weiter steigen würde?
Für den Sparer wäre das eine ziemliche Katastrophe. Da die Sparzinsen unten bleiben müssten aufgrund des hohen Verschuldungsgrades, ansonsten könnten Kapitaldienste also Zins und Tilgung nicht mehr geleistet werden und Staaten finanziell zusammenbrechen.
Auf der einen Seite erhält der Sparer keine Zinsen mehr und die Inflation steigt. Das heißt, der negative Realzins wird immer größer.
Was kann bzw. was muss man tun, damit man dem entgegenwirken kann?
Die Antwort ist so klar, eine Investition in Vermögenswerte.
Was sind Vermögenswerte? Ein Vermögenswert ist ein Gut, dem ein Wert zugesprochen werden kann. Daher ist ein Tagesgeldkonto kein Vermögenswert, da er kein Gut ist. Aktien und Immobilien stellen materielle Vermögenswerte da. Daneben sei noch erwähnt, dass es auch immaterielle Vermögenswerte gibt, wie zum Beispiel Lizenzen.
Was haben aber die Preise gerade dieser Vermögenswerte im letzten Jahr gemacht?
Hierbei bediene ich mich dem seit 2005 geführten Index von Flossbach von Storch, der die Vermögenspreisinflation darstellt. Hier zitiere ich „Zum Ende des ersten Quartals 2021 sind die Preise für das Vermögen, das sich in Besitz privater deutscher Haushalte befindet, um +11,9 % im Vergleich zum Vorjahresquartal angestiegen. Es handelt sich um den höchsten Preisanstieg seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2005.“
Das Researchinstitut von Flossbach von Storch nennt hierfür 4 Hauptgründe, die ich mit Euch teilen möchte:
- Die Fiskalpolitik: Da der Staat die Haushalte mit Überbrückungsgeld und Kurzarbeitergeld unterstützt hat, mussten weniger Ihre Vermögenswerte liquidieren. Das Angebot an Vermögenswerten war also knapp, was die Preise nach oben getrieben hat.
- Die Geldpolitik: Durch die Ausweitung der Geldmenge sowie der weiteren Herabsetzung der Zinsen bzw. durch das Niedrighalten der Zinsen durch die EZB wurde die Nachfrage nach Vermögensgütern noch stärker angeheizt, so dass auch dadurch die Preise stiegen.
- Der Technische Effekt bzw. der sogenannte Basiseffekt: Man hat das Ende des letzten Quartals mit dem Hoch der Pandemie zu Anfang verglichen, so dass hier natürlich eine stärkere Veränderung die Folge war. Nimmt man aber den zeitlichen Effekt raus, dann bleibt immer noch ein Anstieg von 9% zum Vergleichsvorjahr.
- Die Erwartungshaltung: diese ist in der Entwicklung schon eingepriced. Das bedeutet, dass die Menschen die erhöhte Nachfrage durch die Erholung nach Corona bereits in den Preisen vorwegnehmen.
Was bedeutet nun diese Vermögenspreisentwicklung für die Generation, die noch Vermögensaufbau betreiben muss und für die Altersvorsorge vorsorgen muss?
- Die Erkenntnis ist, dass der Vermögensaufbau für junge Menschen bzw. weniger vermögende Menschen deutlich schwerer erfolgt. Um 12% schwerer ist er nun geworden zum Vorjahr.
- Das Ungleichgewicht zwischen „arm“ und „reich“ ist nochmals stärker geworden. Denn diejenigen, die bereits Immobilien oder Aktien besitzen, haben diese Preisentwicklung ja mitgemacht. Das Preisniveau für Aktien ist letztes Jahr um 30% gestiegen.
- Das Betriebsvermögen, welches 10% des deutschen Vermögens ausmacht, ist sogar um 60% gestiegen zum Vorjahr.
- Die Knappheit der Wohnimmobilien wird weiter voranschreiten und somit die Erhöhung der Mieten, da sich jetzt nicht nur Privatanleger auf Wohnimmobilien konzentrieren, sondern auch verstärkt Institutionelle Anleger. Die Coronakrise hat Gewerbeimmobilien eher uninteressanter werden lassen, da der Return on Investment gesunken ist aufgrund des Homeofficetrends, der sich fortsetzen wird.
Was ist nun die konkrete Handlungsempfehlung aus diesem Dilemma?
Man kann es schlicht und einfach so formulieren.
Aufgrund der aktuellen Zinssituation, die sicherlich noch länger so niedrig bleiben wird für Sparer (Anstieg der Inflation bedeutet nicht, dass die Sparzinsen steigen werden, selbst wenn die Kreditzinsen am langen Ende steigen!) hat die Dringlichkeit zugenommen, sich mit dem Aktienmarkt zu beschäftigen.
Je jünger die Leute sind, desto dringlicher ist es, am Aktienmarkt zu investieren.
Altersvorsorge kann und sollte nicht mehr auf Garantieprodukte aufgebaut werden, die den Anleger nur Performance kosten, und langfristig zu keinem nennenswerten Kapitalaufbau führen.
Die Altersvorsorge muss komplett neu gedacht werden – und dies gerade bei uns Deutschen, deren liebste Anlageform immer noch das Tagesgeld bzw. das Sparbuch ist.
Lasst Euch beraten und plant strategisch Euren Vermögensaufbau!
Eure Finanzplanerin
Alexandra Kärner